Den Hauptvortrag auf der Frühjahrstagung des Pfarrer- und Pfarrerinnenvereins in Rothenburg ob der Tauber vom 5.-7. Mai 2019 hielt der Publizist und Kommunikationsberater Erik Flügge. Er berät Spitzenpolitiker und Parteien im Wahlkampf, Kirchen, Verbände bei der Kommunikation sowie Städte und Gemeinden bei der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Er befasst sich kritisch mit den kirchlichen Strukturen in Deutschland und analysiert in pointierter Sprache deren Selbstdarstellung.
Bekannt sind seine Buchtitel "Der Jargon der Betroffenheit. Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt" (Kösel 2016), "Eine Kirche für viele statt heiligem Rest" (Herder 2018) und neu erschienen "Nicht heulen, sondern handeln. Thesen für einen mutigen Protestantismus der Zukunft" (Kösel 2019).
Flügge hält Religion und Glaube für einen essentiellen Bestandteil der Gesellschaft und spricht auch den Kirchen deren Sachwalterfunktion nicht ab. Deutlich zeigte er aber, dass deren Erscheinungsbild für viele Menschen in einer saturierten Wohlstandsgesellschaft nicht mehr wirklich interessant ist. Aber auch die "Event"-Strategie, wie sie z.B. zum Reformationsjubiläum versucht wurde, sei nicht das, was Menschen auf ihrer Sinnsuche verlangen würden. Viel zu oft würden religiöse Inhalte banalisiert ("Die Bibel auf einem Bierdeckel" – Kampagne der EKHN).
Flügges Strategie ist "Soziologie vor Theologie". Zuerst müsse man die Menschen erreichen, dann könne man vom Evangelium erzählen. Hätte man keine "Kontaktflächen", würde sich auch das nicht bilden können, was in der christlichen Tradition "Gemeinde" heisst. Aus seiner Beratungstätigkeit sah er zwei Aspekte als sehr wichtig an. Zum einen müssten die Kirchen erkennbar sein ("streicht alle eure Häuser violett an"), zum anderen sei die klassische Art, eine Gemeinde zu bauen, den direkten Kontakt zu den Mitgliedern zu suchen. In diesem Sinne eine Wiederbesinnung auf die klassischen Tugenden des persönlichen Besuches. Ein zentraler Aspekt des Christentums sei das Interesse am Anderen und dessen Wohlergehen. Dies geschehe in überschaubaren und persönlichen Strukturen, weniger in durchgestylten Großevents.
Am späten Nachmittag versammelten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur traditionellen Abendmahlsfeier, die mit Texten den kürzlich verstorbenen Theologen Lothar Zenetti gestaltet war.
Beim festlichen Abend sprach der Vorsitzende der VELKD Pfarrergesamtvertretung ein Grußwort für den Pfarrerverband (dessen Vorsitzender Andreas Kahnt konnte in diesem Jahr leider nicht kommen). Er drückte seine Solidarität mit dem bayerischen Pfarrverein aus. Man verfolge in den anderen Landeskirchen sehr aufmerksam die Debatte um die Ruhestandsversorgung in Bayern und hoffe, dass es am langen Ende nicht um eine Zerschlagung des Berufsmodells "Pfarrerin / Pfarrer" gehe. Weitere Ehrengäste waren aus den Pfarrvereinen der rheinischen und der badischen Landeskirche gekommen. Als VertrauenspfarrerInnen wurden wegen Stellenwechsel Karin Vollke-Klink, Klaus Ulrich Bomhardt und Udo Molinari von der 1. Vorsitzenden, Corinna Hektor verabschiedet.
Der Dienstag, 7.5. stand ganz im Zeichen des Vorstandsberichtes, den Corinna Hektor gab.
Oberkirchenrat Stefan Reimers sprach ein Grußwort, in dem er einen konstruktiven Dialog ankündigte. Aus der unglücklich gelaufenen Versorgungsdebatte habe man viel gelernt.
Corinna Hektor berichtete aus der Vorstandsarbeit, die stark von Versorgungsthematik geprägt war. Dem Vorstand sei sehr wichtig gewesen, einen unvoreingenommen Blick auf die Darstellung der landeskirchlichen Finanzen zu bekommen. Hier habe der Schatzmeister, Herbert Dersch, viel Grundlagenarbeit geleistet und viel Klarheit zu einer angemessenen Betrachtung gebracht. Corinna Hektor wandte den Blick auf die vielen anstehenden Themen, die es "eigentlich" zu bearbeiten gilt. Den vollständigen Bericht finden sie hier: